Einige Gründe für die Notwendigkeit des Teamworkshops zum Jahresauftakt sind sehr offensichtlich:
- Es gibt eine Unternehmensplanung für das neue Jahr, die in Team-Ziele und -Aktivitäten übersetzt werden muss.
- Die Jahresgespräche mit den Teammitgliedern stehen an und auch dafür ist es hilfreich, vorab einen gemeinsamen Kenntnisstand zu Team-Zielen und -Aktivitäten für das neue Jahr zu erzeugen.
- Die Überleitung von Unternehmensplanung in Team-Ziele und -Aktivitäten könnte natürlich allein durch die Führungskraft und das Abholen der Teammitglieder durch bilaterale Führungskraft-Mitarbeiter-Gespräche erfolgen. Dabei würde jedoch die Schwarmintelligenz des Teams ungenutzt bleiben.
Weitere Gründe sind
- Lernen & Säge schärfen: Im zurückliegenden Jahr wurden viele Erfahrungen gemacht. Einiges hat sich als hilfreich und wirkungsvoll erwiesen und sollte auch im neuen Jahr so weiter praktiziert werden. Anderes hat nicht funktioniert und sollte gestoppt werden. Und außerdem entwickeln sich Techniken und Arbeitsweisen immer weiter, so dass es immer wieder Innovationen gibt, die Teams helfen können, noch besser zu werden. Nur durch Lernen & Säge schärfen schafft es das Team, sein Produktivitätsniveau zu halten und weiter auszubauen.
- Abschluss & Neubeginn: Als Menschen sind wir natürliche Wesen, die den Wechsel der Jahreszeiten im Blut bzw. den Genen haben. Im Frühling beginnt das Wachstum, im Sommer reift alles, im Herbst findet die Ernte statt und im Winter geht alles in den Ruhezustand und Altes stirbt ab, um wieder Platz und Raum für neues Wachstum im nächsten Frühling zu schaffen. Auch wenn wir uns im Zeitalter von Industrialisierung und Digitalisierung sehr stark aus der Abhängigkeit von den Jahreszeiten befreit haben, so steckt dieser jährliche Zyklus stark in uns und zeigt sich in vielen jährlichen Ritualen: Geburtstagsfeier, Ostern, Sommerfest, Weihnachten, Sylvester usw. Ein guter Grund die Kraft des Rituals auch beim Jahresauftakt im Team zu nutzen.
- Motivation stärken: Als Menschen haben wir neben vielen anderen Bedürfnissen auch das Bedürfnis, mit unseren Leistungen und Kompetenzen gesehen zu werden und uns einer Gruppe zugehörig zu fühlen. Beides sind Bedürfnisse, die gerade in Zeiten von Corona, Lockdown und Mobile Office häufig nicht erfüllt werden. Und so kann der Jahresauftakt-Workshop eine schöne Gelegenheit sein, diese beiden Bedürfnisse mal wieder zu füttern und damit die Motivation im Team zu stärken und steigern.
Jetzt kann man sich natürlich fragen, warum diesen Teamworkshop nicht zum Jahresende machen?!
Eigentlich eine sehr gute Idee. Denn dann können alle Teammitglieder ganz entspannt in die Weihnachts- und Neujahrsferien gehen, weil sie schon genau wissen, wie sie das neue Jahr starten wollen. Und ich kenne in der Tat einige Teams, die diesen Rückblick-Ausblick-Workshop im November oder Dezember machen.
Doch nach meiner Erfahrung haben die meisten Teams in dieser Zeit einfach keinen Kopf für so einen Workshop, weil die Endjahres-Rallye auf Hochtouren läuft und dann auch noch die Weihnachtsfeiern anstehen. Also wird es doch eher Januar und Februar.
Doch was hat der Jahresauftakt-Workshop jetzt mit Surfen zu tun?
Das Bild des Surfens stammt von Jon Kabat-Zinn, dem Begründer der Mindfulness based Stress Reduction Kurse (kurz MBSR). Wörtlich sagt er: „Du kannst die Wellen nicht beeinflussen, doch Du kannst lernen, die Wellen zu surfen“.
In diesem Bild stehen die Wellen für das Leben mit all seinen Ups’n‘Downs, Erfolgen, Misserfolgen und Unwägbarkeiten: Mal steht ein großes, sehr aufwändiges und wichtiges Projekt an und man ist bis oben hin zu mit Arbeit, mal gibt es (zu) wenig zu tun und mal wirbelt eine Pandemie alles durcheinander. Alles (vermeintlich) gute Gründe einen Jahres-Auftakt-Workshop nicht zu machen oder auf später zu verschieben.
Die Probleme, die daraus für Teams, die Motivation und die Performance entstehen, hat die agile Projektmanagement Methode Scrum erkannt und einen sehr einfachen und erfolgreichen Weg gefunden, die Wellen der VUCA-Welt zu surfen (VUCA steht für volatile, uncertain, complex und ambiguous): Den SPRINT.
Der Sprint ist der Herzschlag von Scrum und dauert immer gleich lang. Und genau in dieser immer gleichen Sprintdauer – ob zwei, drei oder vier Wochen wird zu Projektbeginn festgelegt – liegt die Kraft von Scrum. Es ist wie ein Takt und die Gleichmäßigkeit des Takts macht es dem Team einfach im Rhythmus und damit in seiner Kraft zu bleiben. Diese Regelmäßigkeit – allerdings mit einer anderen Frequenz – nutzt Scrum auch beim Daily Scrum Meeting.
Und was machen erfolgreiche Scrum Teams, wenn eine unerwartete Welle anrollt und droht, den Scrum Takt zu unterbrechen? Sie surfen darum herum.
Ist z.B. ein Sprint Planning aus irgendwelchen Gründen in Präsenz nicht möglich, dann wird der Termin eben Online oder per Telefonkonferenz gemacht. Hauptsache der Takt wird gehalten.
Jetzt ist Online natürlich nicht das Gleiche wie Präsenz. Genauso wenig wie ein vegetarisches Curry und ein Steak das gleiche sind. Doch beides kann sehr lecker sein, wenn es richtig zubereitet ist und man nicht versucht, das Curry wie ein Steak schmecken zu lassen.
Zum Abschluss hier noch einige Fragen-Inspirationen für einen nahrhaften Jahresauftakt-Workshop: