Von Sanddünen und Aussteiger*innen

Veröffentlicht am: 17. Juli 2022

Die einen kriegen beim Anblick dieses Bildes Fernweh und Lust auf Abenteuer. Menschen mit der Erfahrung vieler erfolgloser Change Projekte wird vielleicht eher beklommen ums Herz und Frust steigt auf.

Erstere verbinden mit dem Bild ganz klar Ferien und Urlaub. Zweitere Gruppe Arbeit, Veränderungsprojekte und den berüchtigten Sanddünen-Effekt. Der Sanddünen-Effekt beschreibt die Erfahrung vieler Organisationen, in denen Change Projekte losgetreten werden, die dann jedoch nicht erfolgreich abgeschlossen werden, sondern buchstäblich versanden. Gefolgt von weiteren Change Projekten, die ebenfalls versanden. Und so kommt es zu so einer Sanddünen Landschaft gescheiterter Change Projekte.

Gründe für das Scheitern oder auch Beenden von Change Projekten können mannigfaltig sein. Die einen Projekte werden aus Geldmangel gestoppt, andere weil sich die Prioritäten im Unternehmen ändern, wieder anderen fehlt vielleicht die viel beschworene Management Attention oder das Commitment des Managements zum Projekt.

Und einige Projekte überleben schlicht und einfach den Punkt der Wahrheit nicht. Der Punkt oder besser die Stunde der Wahrheit ist dann gekommen, wenn es ernst wird!

Bisher waren wir uns alle einig,

… dass wir mehr New Work im Unternehmen wagen wollen oder

… dass wir agiler werden müssen oder

… dass wir als Unternehmen Klima-neutral werden wollen.

Unglaublich wie gut es sich anfühlt, wenn wir uns alle bei einem Thema so einige sind und uns in der Notwendigkeit des Vorhabens gegenseitig bestärken. Und dieser Zustand der kollektiven Glückseligkeit könnte ewig so weitergehen, wenn nicht irgendwann die leidige Konkretisierung der Umsetzungsmaßnahmen gefolgt von der Implementierung ins Haus stehen würde.

Und plötzlich bedeutet New Work nicht mehr nur Flexibilität, Selbststeuerung, Gestaltungsspielraum und Freude an der Arbeit für alle Beteiligten, sondern vielleicht auch Großraumbüros, Shared Desks und Car Sharing. Und das nicht nur für Mitarbeitend*innen, sondern vielleicht auch für Führungskräfte, Senior Executives, Geschäftsführer*innen und Vorständ*innen.

Und Agilität bedeutet auf einmal, dass kein Chef mir mehr sagt, was ich genau zu tun habe. Nein, Chefs gibt es gar mehr, sondern nur noch Product Owner und Scrum Master. Im extremsten Fall soll ich zukünftig sogar meine Weiterbildungen und meinen Urlaub mit meinen agilen Teamkolleg*innen – jetzt Peers genannt – abstimmen bzw. verhandeln.

Klimaschutz und CO2-Neutralität ist plötzlich nicht mehr nur Aufgabe der Nachhaltigkeits-Abteilung oder was für den CSR Report, sondern auf einmal kriege ich nur noch E-Autos als Firmenwagen angeboten, Flüge sind durch Bahnfahrten oder sogar komplett durch Videokonferenzen zu ersetzen und die Firmenkantine hat nur noch 1x die Woche Fleisch im Angebot. Und dieses Fleischgericht ist auch noch deutlich teurer als in der Vergangenheit, weil Bio und klimaneutral.

Wir sind fassungslos. Was ist passiert? Gerade noch fühlte sich Veränderung doch noch so gut an.

Was die Menschen erlebt haben, ist der Übergang von „ES muss sich was ändern …“ hin zu „ICH ändere mich.“

Und auf einmal ist das Veränderungsvorhaben gar nicht mehr so attraktiv, die Change-Bereitschaft sinkt unter den Gefrierpunkt und die Betroffenen fangen an, aus dem Projekt auszusteigen. Fertig ist die Change-Sanddüne.

Doch was kann getan werden, um dieses Checking-out zu verhindern bzw. ihm vorzubeugen?

Hierzu gibt es viele Ansätze, Tools und Vorgehensweisen im Change Management, die helfen können, Menschen aus ihrem (ganz natürlichen) Widerstand zu holen und ein Change Projekt erfolgreich zu Ende zu bringen.

So kann zum Beispiel Transparenz dazu, wo wir uns gerade im Change Projekt befinden, über die Change-Kurve oder das House of Change geschaffen werden. Die Motivation von Beteiligten und Betroffenen kann über griffige Visionen & Ziele, Pain-Management, Remedy Selling, Change Kommunikation sowie Maßnahmen rund um „Wissen“, „Können“, „Wollen“ und „Dürfen“ bis zum erfolgreichen Projektabschluss aufrechterhalten werden.

Kurz: Es gibt einen ganzen Change Management Werkzeugkasten. Und genau darum wird es in den nächsten Blogbeiträgen zu Change Management Basics gehen.