Berlin Prenzlberg 12:30 Ortszeit am 26. Juli 2021. Ich sitze mit Birgit Severin und Katharina Schacht auf der Kastanienallee im Café An einem Sonntag im August.
Wir drei waren gerade in einem Aufnahmestudio auf der Schönhauser Straße, um die Achtsamkeitsmeditationen für Phase II des CovSocial Projekts der Max-Planck-Gesellschaft aufzunehmen. Nachdem ich bisher die angeleiteten Meditationen, die ich meinen Kursteilnehmer*innen zum Üben zur Verfügung stelle, immer mit Bordmitteln (Mobiltelefon und SmartLav+ Lavalier-Mikrofon) aufgenommen habe, eine tolle Erfahrung. Was für ein fetter Sound!
Nach getaner Arbeit sitzen wir jetzt wohlig im Schatten, genießen das sommerliche Treiben auf der Kastanienallee, essen zu Mittag und haben Zeit uns persönlich kennenzulernen. Zwar arbeiten wir schon seit fast drei Monaten zusammen, doch bisher haben wir uns immer nur in Zoom oder Webex gesehen. Umso schöner uns jetzt in dieser entspannten Atmosphäre auszutauschen und mehr voneinander zu erfahren.
Katharina ist wie ich MBSR Lehrer*in, Birgit macht das Trainingsdesign, bereitet die Trainingsunterlagen für die rd. 300 Teilnehmer*innen vor und steht kurz davor, auch ihre Ausbildung zur MBSR Lehrerin abzuschließen.
Außerdem ist Birgit Psychologin und Produktdesignerin, unterrichtet an der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) in Berlin und – haltet Euch fest – forscht mit Unterstützung des Goethe-Institus zum Thema Putzen (Interview mit Birgit im Deutschlandfunk). Auch wenn ich über das Buch Mindfulness der amerikanischen Forscherin Ellen Langer gelernt habe, wie wohltuend und gesundheitsfördernd achtsames Putzen sein kann, so ist der Funke bisher bei mir doch noch nicht so richtig nachhaltig übergesprungen. Und so lausche ich Birgits ersten Sätzen zu ihrer Putzforschung mit einer Mischung aus Belustigung und Skepsis.
Doch schnell hat mich Birgit mit ihrer Erzählung in den Bann gezogen. Birgit war 2019 sogar eine Zeit in Japan, dem Mekka der Reinlichkeit. Und was sie über die Verankerung von Putzaktivitäten auch in Unternehmen und Teams berichtet, finde ich extrem spannend.
So reinigen viele Teams in Japan ihren Arbeitsplatz vor Arbeitsbeginn selber, anstatt dies an ein Reinigungsteam weg zu delegieren. Die Idee dahinter ist, dass Teams eine andere, wertschätzendere und bewusster Beziehung zu ihren Arbeitsräumen aufbauen, sich mit einem sauberen und ordentlichen Arbeitsplatz als Team etwas Gutes tun und diese gemeinsame Aktivität wie ein tagtägliches Teambuilding wirkt. Und dabei packt jede*r dort an, wo sie bzw. er gebraucht wird. Es gibt keine fixe Aufgabenverteilung.
Bis auf für die Chefin bzw. den Chef!
Die Führungskraft ist nämlich dafür zuständig die WCs zu putzen. Kann man sich etwas vorstellen, was die Idee des Servant Leadership besser verdeutlicht?!
In Deutschland (noch) unvorstellbar, oder?
Als ich für diesen Blogartikel nach den Begriffen „Putzen“, „Führungskraft“ und „Team“ gegoogelt habe, kamen als aller erstes Artikel zu Gerichtsurteilen hoch, die besagten, dass der Chef seine Mitarbeiter*innen nicht zwingen dürfe zu putzen. Keine Rede vom kollektiven, Charakter bildenden und demütigen Putzen.
Ich kann mich noch erinnern, wie ich vor Jahren mal als Letzter zu einem fünftägigen Schweige- und Meditations-Retreat im Benediktus Hof ankam, bei jede*r auch tägliche achtsame Reinigungsdienste wie Flur fegen übernehmen sollte. Und welcher Dienst war für mich als Spätankömmling übrig geblieben?
Genau, das Reinigen der Herren-WCs.
Und könnte regelmäßiges Team-Putzen was für Euch sein? Ich habe seit dem Gespräch mit Birgit auf jeden Fall eine ganz andere Beziehung zum Thema Putzen bekommen. Ich sehe es jetzt deutlich weniger als notwendiges Übel und viel mehr als Dienst an mir und meiner Familie.
Und außerdem nehme ich jetzt beim Putzen die Dinge in unserer Wohnung und in meinem Büro viel bewusster in die Hand, baue wieder eine Beziehung zu den irgendwann mal gekauften Gegenständen auf und entscheide, ob ich sie jetzt wirklich regelmäßig putzen oder weggeben möchte. Und vor dem Kauf von neuen Dingen frage ich mich jetzt ganz bewusst, ob ich diesen Gegenstand jetzt zukünftig wirklich regelmäßig putzen oder waschen möchte. Oder ob die ich Sachen nicht lieber im Laden oder im Auslieferlager des eCommerce Anbieters lassen möchte.
Und so könnte eine allgemeine Kultur des täglichen Putzens nicht nur hilfreich für Unternehmen und Teams sondern auch für ganz andere Herausforderungen unserer Zeit sein!
Und wer sich für das nächste Teambuilding bei Weihnachtsfeier, Sommerfest oder Abteilungsmeeting (noch) nicht an das Team-Putzen heranwagen möchte, dem kann ich folgende Teambuilding Spiele sehr empfehlen!
Mein persönlicher Favorite ist das Online Karaoke! Wobei natürlich alleine schon das gemeinsame Vorbereiten eines Team Events zum Teambuilding beitragen kann.
Wichtig: alle Spiele funktionieren auch online.
Detaillierte Beschreibungen der einzelnen Spiele folgen in Kürze. Ansonsten schreibt mich gerne an unter mail@oliverkirchhof.de.