KOMMUNIKATION KANN ICH!

Veröffentlicht am: 3. April 2023

Den Satz würden wahrscheinlich 99% aller Menschen für sich unterschreiben. Schließlich kommunizieren wir alle schon sehr lange – verbal zunehmend ab dem ersten Lebensjahr, non-verbal sogar schon pränatal.

Und doch führt Kommunikation immer wieder zu Missverständnissen und Frust bei den Kommunizierenden. Da ist die Führungskraft genervt von der fehlenden Lösungsorientierung der Teammitglieder, dem Team fehlt es an wertschätzender Kommunikation des Chefs. Und privat fühlen wir uns von Menschen in unserem Umfeld nicht verstanden oder werfen ihnen mangelndes Zuhören oder mangelnde Empathie vor.

Aussagen wie diese und aus nicht funktionierender Kommunikation entstehende Konflikte zeigen, dass Kommunikation und das Arbeiten an den eigenen Kommunikationsfertigkeiten ein Dauerbrenner ist. Vielleicht auch wenig verwunderlich, wenn man sich bewusst macht, dass wir alle Sprechen und Zuhören nicht von Kommunikationsexperten gelernt haben, sondern von unseren Eltern, Geschwistern und anderen Menschen in unserem sozialen Umfeld.

Und auch wenn die Trainingspalette heute weitaus neuere und innovativer anmutende Themen wie Scrum, Design Thinking, Achtsamkeit & Co. im Angebot hat, so braucht es doch für all dies Kommunikation.

KURZ: Kommunikation ist die elementare Kompetenz, die es uns Menschen ermöglicht, in großen Verbünden, Organisation und einer globalen und zunehmend vernetzten Welt zusammen zu leben und zu kooperieren. Oder eben auch nicht, wenn sie misslingt und wie an vielen Stellen zu beobachten, zu Konflikten führt.

Kommunikations-Basics

Es gibt eine – wie ich finde – sehr hilfreiche Auflistung von 12 typischen Kommunikationssperren von Thomas Gordon, die unter anderem Sperren wie Verurteilen, Beschämen und Befehlen enthält, die höchstwahrscheinlich keine*r von uns mag und Kommunikation sehr zuverlässig scheitern oder zumindest sehr schwierig werden lässt.

Oder das Modell der vier Seiten einer Botschaft von Friedemann Schulz von Thun. Dieses Modell zeigt auf, dass jede Botschaft eine Sachinformation, eine Ich-Botschaft, eine Beziehungsbotschaft und einen Appell enthalten kann. Bewusst oder unbewusst gesendet durch den bzw. die Sprecher*in (Sender*in) oder gehört durch den/die Zuhörer*in. Sprich wir können als Menschen mit vier Mündern sprechen oder auf vier Ohren hören. Dieses Modell macht auch sehr schön deutlich, dass Gesagtes nicht zwingend gleich Gehörtem ist. UND dass wir uns häufig gar nicht aller Botschaften bewusst sind, die wir senden. Zum Teil auch anstatt verbal über Mimik, Gestik oder unsere Stimme.

Ein weiterer wunderbarer Ansatz ist die gewaltfreie Kommunikation (GFK) von Marshall Rosenberg. Die GFK hilft auf sehr pragmatische Weise Menschen dabei, bei Themen konkret zu sein und in die Eigenverantwortung für die eigene Wahrnehmung sowie die eigenen Gefühle und Bedürfnisse zu gehen. Und dadurch verbindende Kommunikation zu ermöglichen sowie Missverständnisse und Konflikte aufzulösen. Bei der gewaltfreien Kommunikation tauschen sich Menschen über ihre Gefühle und Bedürfnisse zu einer konkreten (Konflikt-)Situation sowie über ihre Wünsche jetzt in der aktuellen Kommunikationssituation aus. Dabei ist es wichtig, die Situation wertfrei zu beschreiben (Beispiel: gestern um 14:30 in der Videokonferenz, als Du die Quartalsergebnisse präsentiert hast) und das Gehörte zu Situation sowie Gefühlen, Bedürfnissen und Wünschen des Gegenüber nochmal mit eigenen Wörtern wiederzugeben (Stichwort Paraphrasieren), um dadurch Hörfehler und Missverständnisse zu vermeiden.

Übrigens kann man die GFK auch nutzen um konstruktives und wertschätzendes Feedback oder auch Lob auf Augenhöhe zu geben.

Doch die erste Frage, die ich mir stellen muss, bevor ich in die Kommunikation mit meinem Gegenüber einsteige, ist, wie gut ich mir eigentlich selber zuhöre?! Was ist mir wichtig? Welche Gefühle und Bedürfnisse lösen eine bestimmte Situation bei mir aus? Bin ich in der Lage die Verantwortung für meine Wahrnehmung, Gefühle, Bedürfnisse und Wünsche zu übernehmen oder eher nicht? Nehme ich mich selber ernst, noch bevor ich dies von anderen erwarte?

Als Sender*in von Botschaften sollte mich mir bewusst sein, dass ich nicht nur verbal sondern auch non-verbal Botschaften an mein Gegenüber sende. Durch meine Stimmlage, -lautstärke und Sprechgeschwindigkeit, meine Körperhaltung sowie Mikro-Gesten (Mundwinkel, Augenbraue, Blickkontakt). Und häufig sind die non-verbalen Botschaften nicht im Einklang mit den verbalen Botschaften.

Was kann ich als Zuhörer machen, wenn ich dies wahrzunehmen meine? Ich kann meine Wahrnehmung sowie die aus meiner Sicht widersprüchlichen Botschaften meinem Gegenüber mitteilen oder auch spiegeln (Coaching Deutsch). Sollte mir dabei allerdings bewusst sein, dass meine Wahrnehmung nicht die Wahrheit ist, sondern eben MEINE Wahrnehmung. Auch hier geht es wieder darum, Verantwortung zu übernehmen. Diesmal für die eigene Wahrnehmung und die Fehlbarkeit der eigenen Wahrnehmung.

Doch genauso herausfordernd wie bewusstes eigenverantwortliches Sprechen ist das Zuhören. Dafür gibt es viele Gründe:

  1. Langeweile & Abschweifen: Betrifft uns das Gehörte nicht unmittelbar und stufen wir es als weder bedrohlich noch interessant ein, tendiert unsere Aufmerksamkeit dazu, vom Zuhören wegzuwandern. Und dann braucht es Motivation, Intention und Bemühen, um die Aufmerksamkeit immer wieder zum Zuhören zurückzubringen. Und nicht auf rein körperliche Anwesenheit zu schalten.
  2. Unterschiedliche Geschwindigkeiten: Besonders erschwert wird dies durch einen Effekt, den ich letztens im Podcast der Initiative Zuhören:Draußen mit Zuhör-Expertin Alexandra Perl kennengelernt habe. Wir können als Menschen im Schnitt 125 Wörter die Minute sprechen, jedoch 450 Wörter die Minute hören und sogar 900 Wörter denken. So kommt es, dass unser Geist beim Zuhören anfängt ungeduldig zu werden und wir denken, das Ende des Sätzes unseres Gegenübers zu kennen. Und die Sätze dann auch vervollständigen. Und ungefragt und dies häufig falsch.  
  3. Impulskontrolle: Nicht immer stimmen wir mit dem Gehörten überein und dann startet bei uns das Kopfkino bzw. der innere Dialog und vielleicht fallen wir der Sprecher*in auch direkt ins Wort, um uns zu beschweren oder unsere Sicht auf die Dinge dazulegen. Doch anstatt nicht mehr zuzuhören und in den inneren Dialog  wegzudriften oder zu unterbrechen, können wir lernen weiter offen, neugierig und im Zuhören zu bleiben. Damit trainieren wir gleichzeitig unsere Impulskontrolle und Emotionsregulation.

TAKE AWAY

Jede*r von uns hat viele wunderbare Kommunikationsfertigkeiten und die aller meisten davon funktionieren ganz großartig!

Vielleicht magst Du Menschen in Deinem Umfeld mal fragen, was sie an Deiner Kommunikation schätzen/lieben/mögen und warum?

Und einige unserer Kommunikationsmuster sind eher weniger hilfreich und führen für uns oder andere zu Verletzungen und als Folge dessen zu Konflikten.

Auch hier können Dir vielleicht Menschen in Deinem Umfeld helfen, Dir diese transparenter und klar(er) zu machen.

Und dann schau, wie Du hilfreiche Kommunikationsmuster noch weitergehend einsetzen kannst und wie Du anstatt der schwierigen Kommunikationsmuster Neues erlernen und vor allem üben, üben, üben kannst, bis es immer häufiger zu Deinem neuen Muster wird.