Brauchen Führungskräfte einen klaren Geist?

Veröffentlicht am: 1. Juni 2023

Natürlich wirst Du als Führungskraft jetzt sagen, brauchst Du einen klaren Geist! Doch wofür ist ein klarer Geist wichtig?

  • Um empathisch zuhören zu können und zu verstehen, was Dein Gegenüber Dir sagen möchte.
  • Um komplexe Sachverhalte durchdringen zu können.
  • Um kompetente Entscheidungen treffen zu können.
  • Um die Gefahr unnötigen Aktionismus erkennen und vermeiden zu können.
  • Um Deine Emotionen gut regulieren zu können.

Doch sind dies nur Herausforderungen für Führungskräfte? Natürlich nicht! Jede*r von uns ist täglich mit zahlreichen solcher Situationen konfrontiert und wird diese Herausforderungen mit einem klaren und ruhigen Geist signifikant besser meistern als mit Unruhe und Nebel im Kopf.

Was kann ich jetzt also machen, damit mein Geist klar ist?

Bevor wir uns mit dieser Frage auseinandersetzen, müssen wir erst einmal klären, was mit Geist überhaupt gemeint ist. Und woran ich erkenne, ob mein Geist gerade klar oder unruhig und trübe ist.

Was ist mit Geist gemeint?

Wenn hier von Geist die Rede ist, ist der Teil unseres Gehirns gemeint, mit dem wir uns selber und die Welt um uns herum bewusst wahrnehmen, Entscheidungen bewusst treffen und diese auch bewusst ausführen. Nehme ich an einem Meeting teil oder sage ich ab. Gebe ich meiner Kolleg*in jetzt direkt nach ihrer Präsentation Feedback oder erst morgen.

Beispiele für Entscheidungen, die in unbewusst arbeitenden Teilen unseres Gehirns stattfinden, sind der Fluchtimpuls in einer unangenehm oder bedrohlich wirkenden Situation und der eventuell damit einhergehende Schweißausbruch.

Beim bewussten Wahrnehmen und Treffen von Entscheidungen sowie der Emotionsregulation spielt die Gehirnregion des präfrontalen Cortex eine wichtige Rolle. Der präfrontale Cortex gehört zum evolutionär jüngsten Teil des Gehirns und ist bei uns Menschen besonders stark ausgeprägt. Er liegt direkt hinter unserer Stirn.

Woran erkenne ich, dass mein Geist gerade nicht klar ist?

Wenn mein Geist gerade nicht klar ist, fällt es mir vielleicht schwer, zu priorisieren und Entscheidungen zu treffen. Vielleicht tue ich mich schwer, mich zu konzentrieren. Mein Geist scheint wie müde und überfordert. Ich verliere immer wieder den Fokus. Ungewollte Gedanken tauchen auf und lenken mich ab. Oder es fällt mir schwer, störende Umgebungseinflüsse wie Geräusche oder visuelle Reize auszublenden. Oder meine Emotionen scheinen übermächtig zu sein und drohen mich zu überwältigen. Generell erlebe ich eine starke Tendenz in Richtung herausfordernder und unangenehmer Emotionen.

Was kann ich tun, um meinen Geist zu beruhigen und wieder klar werden zu lassen?

Hier würde ich gerne mit den Dingen anfangen, die man vermeiden oder soweit möglich reduzieren sollte, um den eigenen Geist nicht unnötig in Unruhe und Unklarheit zu bringen.

Erwiesener Massen wirkt sich Multitasking sehr nachteilig auf unseren präfrontalen Cortex aus. Die gerade in Zeiten von Mobile Office, MS Teams & Co. am häufigsten anzutreffende Form von Multitasking ist die Teilnahme an einer Videokonferenz (Meeting, Vortrag, Training) und das parallele Bearbeiten von Emails bzw. gleichzeitige Arbeiten in parallel geöffneten Computerprogrammen.

Warum ist Multitasking so negativ?

Wie wissenschaftliche Studien ergeben haben, sinken Arbeitsproduktivität und -qualität beim Multitasking. Dabei wollen wir doch unsere Leistung steigern. Außerdem ermüdet unser präfrontaler Cortex durch das permanente Wechseln des Fokus schneller, unser Stressempfinden steigt, es fällt uns schwer zu priorisieren und wir verlieren zeitweise bis zu 10 IQ-Punkte. Das Ergebnis ist das genaue Gegenteil Ruhe und Klarheit im Kopf.

Auch Ablenkungen sind zu vermeiden!

Ablenkungen sind quasi die Vorstufe zum Multitasking. Und unser immer fragmentierterer und zunehmend von digitalen Hilfs- und Kommunikationsmitteln bestimmter Arbeitsalltag ist voll von Ablenkungen und wird immer voller. War es früher das Telefonklingeln und die Kolleg*in, die in der Tür stand, so sind es heute zusätzlich die Signaltöne und Pop-ups von Emails, Chatnachrichten, Mobilfunkanrufen und Social Media.

Jedes Mal wird unser Gehirn aus seinem Fokus gerissen, muss sich neu orientieren, was jetzt wichtig ist und sich neu fokussieren. Das Ergebnis sind Unruhe und ein sprunghafter Geist (siehe Video)!

Und was kann ich jetzt tun, um meinen Geist zu beruhigen und für Klarheit zu sorgen?

Unser Geist kann mittels Achtsamkeitsübungen zur Ruhe und in die Klarheit kommen. Aber Achtsamkeitsübungen bei der Arbeit? Das kann ich mir nicht leisten! Da habe ich keine Zeit für!

Dazu möchte ich gerne kurze Erfahrung erzählen, die letztens ein Manager mit mir geteilt hat. Er berichtete mir, dass er sich angewöhnt habe, vor wichtigen Besprechungen mit der Geschäftsführung einen leeren (Besprechungs-)Raum zu suchen und dort eine 10-minütige Achtsamkeitsübung (Atempraxis oder Body Scan) durchzuführen. Seitdem er dies mache, wäre er in diesen wichtigen Terminen viel aufgeräumter, klarer und fokussierter und die Termine würden in kürzerer Zeit zu besseren Ergebnissen führen. Hört sich für mich nach sinnvoll investierter Zeit für die Achtsamkeitspraxis an.

Ein weiterer erstrebenswerter Effekt regelmäßiger Achtsamkeitspraxis ist, dass man seinen Fokus besser über einen längeren Zeitraum halten kann, ohne abgelenkt zu werden und dass sich die eigene Emotionsregulation verbessert.

FAZIT:

  • Wir alle brauchen einen ruhigen und klaren Geist.
  • Dafür sollten wir Multitasking und Ablenkungen auf das absolute Minimum reduzieren.
  • Mittels Achtsamkeitsübungen können wir unseren Geist beruhigen und für Klarheit sorgen.